Architektur

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Südturm beleuchtet
Der Südturm wird in der Nacht beleuchtet
Zwölf Fialen
Die zwölf Fialen rund um den Südturm symbolisieren die zwölf Apostel
In der Dämmerung
Ohne Worte...
Details
Der Reichtum der architektonischen Details bleibt dem Betrachter von unten verborgen, denn im Mittelalter baute man für Gott.

Der Südturm

Der hohe Südturm des Stephansdomes (136,7 m), wie ein mahnender Finger gegen Himmel zeigend, ist ohne Zweifel das Hauptwahrzeichen der Stadt, kultureller und geistiger Mittelpunkt zugleich.

Die Tradition spricht für Rudolf IV. als Stifter des Turmes. Nach der Überlieferung soll der Herzog selbst den Grundstein gelegt haben. Dieser Akt wurde am 12. Juli 1359 von Rudolf IV. gemeinsam mit seiner Gattin Katharina auch beurkundet. Eine silberne Maurerkelle und eine Haue, die Rudolf IV. in diesem Zusammenhang benutzt haben soll, werden in einem Schatzkammerinventar des Domes aus dem Jahr 1448 erwähnt und gehörten noch im 15 Jhdt. zu den Kirchenschätzen.

Das ursprüngliche Baukonzept Rudolfs IV., das zwei Türme vorgesehen hatte, wurde um 1400 abgeändert. Bürgerlicher Ehrgeiz ließ den Turm über das ihm zugedachte Maß hinauswachsen, bis er dann schließlich 1433 von Hans von Prachatitz vollendet werden konnte.

Erst rund 20 Jahre danach, um 1450, griff man unter Kaiser Friedrich III. auf den rudolfinischen Plan zurück, – die dominierende Höhe des vollendeten Südturmes aber machte einen zweiten Turm unmöglich.

Die äußere Gestalt des hohen Turmes setzt sich aus vier Baukörpern zusammen: der quadratischen Turmhalle, mit dem darüber befindlichen Glockenstubengeschoß, über welchem verschränkte Doppelgiebel den Ansatz des dritten Bauteiles, des achteckigen Turmobergeschoßes mit der Türmerstube erschleiern, und schließlich den mit einer dreifachen Giebelkrone bestückten Turmhelm.

Durch diesen Turm führt der seitliche Eingang im Süden, das Primglöckleintor, in das Kircheninnere. In seinem Mauerkern ist eine Kapelle geborgen, die der Hl. Katharina, der Namenspatronin der Gemahlin Rudolfs IV. und zugleich Patronin der philosophischen Fakultät der von ihm gestifteten Universität, geweiht ist. Heute hat sie ihre Bestimmung als Taufkapelle der Domkirche.

Viel hat der hohe Turm erlebt und vieles könnte er erzählen, besonders aus den gefahrvollen Tagen der Türkenzeit. Die sogenannte "Starhembergbank", am Übergang vom Treppenturm in das achteckige Obergeschoß erinnert noch heute an den damaligen Stadtkommandanten von Wien, Rüdiger Graf Starhemberg, der während der 2. Türkenbelagerung von hier aus die Bewegungen des Feindes beobachtete. Eingemauerte Türkenkugeln erzählen vom Beschuß des Turmes durch angeblich mehr als 1000 Kanonenschüsse.

In diesem Turm waren auch die Wächter aufgestellt, die Tag und Nacht nach eventuellen Feuersbrünsten Ausschau halten mußten, von diesem Turm aus wurde auch das Wetter beobachtet. Die in diesem Turm befindlichen Glocken gaben das Zeichen zum Meßopfer bei Tagesanbruch und das Zeichen zum Anzünden der Laternen bei Einbruch der Dämmerung.

In seinem Glockenstubengeschoß hing auch die alte Pummerin, die am 12. April 1945, als im Zuge des Dombrandes das Feuer auch auf den Glockenstuhl übergegriffen hatte, mit schrecklichem Getöse in der Tiefe zerschellte. Als bereits im 19. Jhdt. aus Gründen der Restaurierung das oberste Drittel des Turmhelmes abgetragen werden mußte und der Turm in der Folge mehrere Jahre hindurch als Stumpf dastand, war die Anteilnahme der Wiener Bevölkerung groß.

So war und ist der "Steffl", wie er liebevoll bezeichnet wird, den Wienern vergangener Generationen und auch heute Wächter und Mahner des Unvergänglichen inmitten einer vergänglichen Welt.