Die Pummerin: Begleiterin „in Leid und Freud“

Die Pummerin 1945
Die Pummerin 1945
Die Pummering 1955
Die Pummerin 1955

Sieben lange Jahre mussten die Menschen dieses Landes ohne den Klang der Pummerin auskommen. Am 26. April 1952 traf dann die neue Glocke, die in St. Florian aus den Trümmern der alten Pummerin gegossen wurde, in Wien ein. Ein provisorischer Glockenturm im Bauhof der Dombauhütte diente ihr als vorübergehende Wohnstatt. Erst am 13. Oktober 1957 wurde sie in den speziell mit einer Stahlbetonkonstruktion versehenen Nordturm aufgezogen, und nach dem Evangelium ließ sie von hier aus wieder ihre Stimme erklingen.

Mit dem Aufzug gelangt man auf den Nordturm und wird zuerst mit einem herrlichen Panoramablick über die Dächer Wiens belohnt. Über ein paar Stufen kommt man dann zur Pummerin. Und da hängt sie: prachtvoll und imposant. Im Gedenken an das Jahr 1683 zeigt ein Relief eine Szene der Türkenbelagerung, eines den Brand von 1945 und das dritte die Muttergottes. Etwas makaber mutet allerdings die mit sechs Türkenköpfen versehene Krone an.

Die Inschrift zum Türkenrelief lautet: „Gegossen bin ich aus der Beute der Türken, als die ausgeblutete Stadt nach tapferer Überwindung der feindlichen Macht jubilierte.“ Dem Brand des Doms gilt der Text: „Geborsten bin ich in der Glut des Brandes. Ich stürzte aus dem verwüsteten Turm, als die Stadt unter Krieg und Ängsten seufzte.“ Die Weiheschrift besagt: „Wiederhergestellt unter Kardinal Theodor Innitzer, über Bemühung von Heinrich Gleißner durch den Werkmeister Karl Geisz. Geweiht der Königin von Österreich, damit ihre mächtige Fürbitte Friede sei in Freiheit.“

Von dieser Glocke geht eine eigenartige Faszination, etwas Geheimnisvolles aus. Man spürt und fühlt, ohne dass man es erklären kann, dass hier etwas Großes, Tiefes dahintersteht – ein Stück österreichischer Geschichte und, man kann es ohne Übertreibung sagen, des christlichen Abendlandes.

Die Pummerin läutet selten, aber wenn sie läutet, dann halten die Menschen inne und horchen auf, denn sie läutet nur zu besonderen Anlässen: Ihre Stimme erklingt zum Tod und zur Inthronisation des Papstes, wie auch des Erzbischofs von Wien. Sie läutet zu Allerseelen für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges und läutet alle hohen Feste des Kirchenjahres ein: die Osternacht, Pfingsten, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt, den Hl. Abend, den Stephanitag und den Jahreswechsel.

Die Stimmen der Glocken von St. Stephan, und ganz besonders die Stimme der Pummerin, begleiten auch heute noch das Leben der Menschen dieses Landes in Freude und Leid, wie von alters her.