Weitere, nicht in der Skizze enthaltene, Details:

St. Stephan ist ...
... reich an Glocken
Eine der elf neuen Glocken am Südturm aus den fünfziger Jahren
Die alten Glocken am nördlichen Heidenturm

Die Glocken

Die Glocken von St. Stephan befinden sich am Südturm, am nördlichen Heidenturm und am Nordturm.

Die Pummerin ist die berühmteste Glocke von St. Stephan. Sie hängt am Nordturm und wird nur zu hohen Festtagen und zu ganz besonderen Anlässen geläutet.

Die elf Glocken des Südturmes heißen Hl. Stephanus, Hl. Leopold, Hl. Christopherus, Hl. Leonhard, Hl. Josef, Hl. Petrus Canisius, Hl. Papst Pius X, Alle Heiligen, Hl. Clemens Maria Hofbauer, Hl. Erzengel Michael, Hl. Tarzisius. Sie stammen aus dem Jahre 1960, und bis auf die Stephanusglocke, die nur zu sehr feierlichen Gottesdiensten geläutet wird, bilden sie das Sonn- und Feiertagsgeläute.

Die Glocken des nördlichen Heidenturmes sind Originalglocken aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sie läuten zur sonntäglichen Vesper und werden als Begräbnisgeläut verwendet. Sie heißen Feuerin, Kantnerin, Bieringerin, Feringerin und Churpötsch. Abgesehen von der Orgel sind wohl die Glocken die weithin hörbare Stimme des Domes.
Durch sie bestimmte die Stephanskirche früher weit mehr als heute das Leben der Menschen in dieser Stadt. Über die Glocken der ersten Stephanskirche aus dem 12. Jahrhundert haben wir keine Nachricht. Wir wissen aber von einem Meister Konrad, der im Jahre 1279 eine ca. 2.000 kg schwere Glocke, die „Fürstenglocke" oder „Zwölferin", goss. Auf ihr konnte man die Inschrift lesen: „Ich Erz dieser Glocke erschalle niemals vergeblich, ich verkündige entweder Krieg, Feyerlichkeit, Feuersbrunst, oder ein ehrbares Begräbnis." Sie ging 1945 zugrunde; von Meister Konrad dürfte wohl auch die sogenannte „Kleine", die älteste erhaltene Glocke Wiens, ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, stammen. Sie befand sich während der Kriegszeit nicht im Dom.

Insgesamt hingen in den vier Türmen von St. Stephan bis in die Zeit des 2. Weltkrieges 14 Glocken. Die größten von ihnen fielen dem Feuer zum Opfer: die schon genannte „Fürstenglocke", ebenso wie die „Viertelpummerin" und die „Halbpummerin", die größte Glocke vor dem Guss der Pummerin von 1711, alle im südlichen Heidenturm hängend. Im rechtzeitig vermauerten nördlichen Heidenturm überdauerte die im vorigen Jahrhundert umgegossene „Ratsglocke" von 1453, die „Feuerin", die „Kantnerin" oder „Stürmerin", die „Bierglocke", die die Wirten mahnte, das Ausschenken zu beenden, und die 1772 geschaffene „Churpötsch". Im hohen Turm hingen die sogenannte „Speiseglocke" von 1746 und die „Zügenglocke" von 1830: Sie erklangen, wenn jemand „in den letzten Zügen" lag. Zur vollen Stunde schlugen die „Uhrschelle" von 1449 und eine kleine Glocke aus 1771, die über der Türmerstube angebracht war. An jene Glocke, welche die Domherren in der Früh zum Gebet rief, erinnert heute noch das „Primglöckleintor". Das vielstimmige Geläut wurde in den Apriltagen des Jahres 1945 auf immer zerstört. Mit schrecklichem Getöse zerschellte damals die alte „Pummerin" aus dem Jahr 1711 in der südlichen Turmhalle des Domes.

Nach der Katastrophe des Jahres 1945 war der Stephansdom ganz verstummt. Nur mehr das Geläut im nördlichen Heidenturm war erhalten geblieben. Der vordringlichste Wunsch aber war eine neue „Pummerin", die im Jahr 1950 in der bekannten Glockengießerei in St. Florian bei Linz gegossen wurde. Die Kosten für diesen Neuguss übernahm das Land Oberösterreich.

Am 26. April 1952 traf dann die neue Glocke in Wien ein, was zugleich der Auftakt zur feierlichen Eröffnung des wiederhergestellten Chores von St. Stephan war. Die neue Pummerin hing allerdings in den folgenden Jahren in einem provisorischen Glockenstuhl im Bauhof vor dem Bischofstor. Erst am 3. Oktober 1957 konnte sie feierlich in den Dom einziehen. Zwei Tage später wurde sie auf den inzwischen fertiggestellten Nordturm aufgezogen, und am 13. Oktober segnete Kardinal König den wieder aufgebauten Turmhelm. Nun zeigte sich aber, dass das alte Geläut im nördlichen Heidenturm klanglich nicht mehr zur neuen Pummerin passte. Daher wurden, auf Initiative des damaligen Nationalratspräsidenten Leopold Figl, elf neue Glocken geschaffen: Die österreichische Bundesregierung spendete die größte Glocke, die Stephanusglocke, mit einem Gewicht von 5.700 kg, das Kuratorium für die Erhaltung des Stephansdomes die Leopoldsglocke, die Kammer der gewerblichen Wirtschaft die Christophorusglocke, der Österreichische Bauernbund die Leonhardglocke, die Josefsglocke der Österreichische Arbeiter- und Angestelltenbund, die Canisiusglocke das Erzbistum und die Erzdiözese Wien, die Piusglocke die Dompfarre und das Oratorium, die Allerheiligenglocke das Domkapitel, die Clemensglocke die Erzbischöfliche Cur, die Michaelsglocke spendete die Jugend und die Tarzisiusglocke die Kinder der Dompfarre. Diese elf Glocken, deren Klang aufeinander abgestimmt ist, befinden sich seit 1960 in der Glockenstube des Südturmes.

Die Stimmen der Glocken von St. Stephan haben das Leben der Menschen in Freude und Leid durch alle Jahrhunderte hindurch begleitet. In St. Stephan gibt es sogar eine eigene Läutordnung, die das Geläut der Glocken regelt, welche die Mesner genau kennen müssen. Heute werden diese natürlich nicht mehr mit menschlicher Kraft, sondern durch ein elektrisches Werk in Bewegung gesetzt. Das Hauptgeläute von St. Stephan befindet sich im Südturm und besteht aus insgesamt 11 Glocken: von der größten, der Stephanusglocke (Nr. 1) mit 5.700 kg, bis zur kleinsten, der Tarzisiusglocke (Nr. 11) mit nur 35 kg.

Je nach dem Grad der Feierlichkeit der gottesdienstlichen Handlung, dürfen mehr oder weniger Glocken ihren Klang erschallen lassen. So läuten etwa zehn der elf Glocken zum sogenannten Festgeläute; wenn der Kardinal bei diesem Gottesdienst (Hochamt) anwesend ist, wird auch die erste und größte, die Stephanusglocke, angeschlagen. Zu den einfachen Gottesdiensten ertönt in der Regel jeweils nur eine Glocke.

Um die Pfarrmessen mehr zu betonen – der Stephansdom ist ja auch Pfarrkirche –, werden diese an Sonn- und Feiertagen nun mit jeweils vier Glocken eingeläutet.

Die wichtigste Stimme des Domes aber ist und bleibt die Pummerin am Nordturm. Sie läutet selten, aber wenn sie läutet, dann halten die Menschen inne und horchen auf, denn sie läutet nur zu besonderen Anlässen: Ihre Stimme erklingt zum Tod und zur Inthronisation des Papstes wie auch des Erzbischofs von Wien. Die Pummerin läutet zu Allerseelen für die Gefallenen des 2. Weltkrieges, und sie läutet alle hohen Feste des Kirchenjahres ein: die Osternacht, Pfingsten, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt, den Hl. Abend, den Stephanitag und den Jahreswechsel.

So begleiten die Glocken von St. Stephan auch heute noch das Leben der Menschen dieser Stadt und verkünden Freude und Leid, wie von alters her.