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St. Stephan und seine Stifter

Und so begegnet zum Beispiel der Besucher, der heute den großen dämmrigen Kirchenraum von St. Stephan betritt und seine Augen zur halben Höhe der mächtigen Pfeiler erhebt, dort den Heiligen des Domes, sandsteinfarbenen Gestalten mit blumengeschmückten Kleidern, die in liebevoller Detailarbeit Gegenstände in ihren Händen halten, deren Bedeutung er zumeist - zum Unterschied zum mittelalterlichen Besucher - nicht mehr kennt. Was er aber sehen kann, wenn er es weiß, sind die Stifter, - einzelne Bürger, manchmal gleich die ganze Familie, aber auch Vertreter von Bruderschaften und Zünften, die durch ihre Zuwendungen und Schenkungen den Dom durch die Jahrhunderte getragen haben. Zumeist kniend an die Füße der Heiligen angeschmiegt, haben sie sich an vielen Orten des Domes mit ihren Wappen verewigt und wollen die späteren Besucher und Betrachter an ihre Sorge um den Dom erinnern und zugleich um ihr fürbittendes Gebet um das ewige Seelenheil jener bitten, die den Dom - zur Freude der Nachkommenden - einst so wunderschön ausgeschmückt haben.

So tritt uns das Denken der Menschen des Mittelalters in ihren frommen Stiftungen besonders klar vor Augen: Die Regelung des irdischen Vermächtnisses vollzog sich im Einklang mit der Vorsorge auf das jenseitige Leben. Gläubige schenkten einen Teil ihres Besitzes an die Kirche und erwarteten dafür ein ewiges Gedenken der Nachkommenden beim Gottesdienst, vor allem am Todestag.

Am Beispiel des Puchhaim-Baldachins in St. Stephan, wahrscheinlich von Hans von Prachatitz geschaffen, der sich noch heute in der Nordwestecke des Domes, gleich neben dem Eingang zur Tirna-Kapelle befindet und der heute den Herz-Jesu-Altar überdacht, läßt sich sehr schön die Gestaltung eines solchen gestifteten „Ortes der Andacht“ im Kircheninneren, wie es den Gesetzen der bürgerlichen Frömmigkeit des späten Mittelalters entsprach, aufzeigen. Seine Errichtung und Erhaltung ist durch zwei Stiftsbriefe bezeugt.

Am 14. August 1434 stiftete Elspeth, „Herrn Wilhelm von Puchaim eliche Hausfraw ... ein ewig liecht in die neue Capellen, die ich undt der ehegenant mein lieber Mann haben von neuen dingen lassen pauen, gelegen in allerheiligen Thumbkirchen zu Sandt Stephan zu Wien, undt stosset an der Tyrrna Capellen...“ Drei Jahre danach, am 11. Oktober 1437 stiftete ihr Gemahl, Herr Wilhelm von Puchaim, „obrister Drucksäss in Österreich“, in ebendieser von ihm erbauten Kapelle, in der nun bereits ein Andreasaltar stand, eine Ewige Messe auf den genannten Altar und zwar für einen Caplan. Für den Unterhalt dieser Stiftung widmet er sein Haus auf dem Judenplatz. - Mit diesen beiden Stiftungen war also für die Errichtung, für ein ewiges Licht, sowie für den Unterhalt eines Kaplans zunächst gesorgt. So reichte die Frömmigkeit mitten hinein in das Leben.

Und auf welche Weise sorgen wir Menschen des 21. Jahrhunderts für unsere Domkirche?

„Rettet den Stephansdom“ versucht den Ausgleich zwischen den leider abnehmenden Mitteln und dem notwendigen Finanzbedarf von St. Stephan zu schaffen. Ein Zukunftstraum steht vor uns: Auch der Stephansdom soll eine „Pension“ bekommen. Um dieses Ziel zuwege zu bringen, hat der Verein als Stifter die gemeinnützige Privatstiftung „Rettet den Stephansdom - Verein zur Erhaltung des Stephansdomes“ gegründet.

Auch Sie haben nun die Möglichkeit, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Sie brauchen dazu nur Stifter zu werden. Lesen Sie dazu den Artikel meines Vorstandskollegen Dr. Engelbert Petrasch.

Annemarie Fenzl
Leiterin Diözesanarchiv